Problemkatze: Ursachen und Hilfe
05.05.2023 - Lesedauer: 4 Minuten
Wenn Tiere sich in einer Weise verhalten, die zu Schwierigkeiten beim Kontakt mit anderen Tieren oder Menschen führen, werden sie schnell als „Problem“ abgestempelt. Zu trauriger medialer Berühmtheit brachte es etwa Bruno, der „Problembär“. Aber auch im Katzenhaushalt kann es schnell Konflikte geben, wenn die Katze mit ihrem Betragen das friedliche Zusammenleben von Mensch und Tier unmöglich macht oder sogar zur Gefahr für alle Beteiligten wird. Die Gründe für problematisches Katzenverhalten sind oft nicht so einfach zu ermitteln.
Natürlich kann eine Reihe von Problemen der Katze durch organische Ursachen verursacht werden. Wenn die Samtpfote beispielsweise unsauber wird und außerhalb der Katzentoilette ihr Geschäft verrichtet, können körperliche Beschwerden dahinterstecken, was vom Tierarzt abgeklärt werden sollte. In diesem Ratgeber geht es aber nicht um gesundheitliche Beeinträchtigungen der Katze, sondern um psychologische Probleme. Verhaltensauffälligkeiten im weitesten Sinne können durch verschiedenste Umstände ausgelöst werden:
- Sozialisation: Die ersten Lebenswochen in Gemeinschaft mit der Mutter und den Wurfgeschwistern sind eine wichtige Prägungszeit für ein Kitten. Wird das Tier zu früh von der Mutter getrennt oder die frühe Kindheit durch irgendwelche Umstände nachhaltig gestört, kann das die Grundlage für psychische Katzenprobleme sein.
- Traumatische Erfahrungen: Allerlei Ereignisse können die Psyche der Katze so erschüttern, dass sie dauerhafte Verhaltensstörungen auslösen. Unfälle, Misshandlungen, Verluste von Bezugspersonen oder tierischen Mitbewohnern, Begegnungen mit aggressiven Tieren und dergleichen sind Auslöser für Traumata.
Sowohl frühe Sozialisationsstörungen als auch Traumata sind ohne Kenntnis der Vorgeschichte eines Tieres als Auslöser häufig nicht offensichtlich, etwa wenn es sich um ein Tierheimtier handelt. Ein weiterer Faktor für Verhaltensauffälligkeiten kann sich bei genauer Beobachtung aus dem Alltag der Katze ergeben.
Ursachen für Verhaltensauffälligkeiten bei Katzen:
- Verunsicherung: Hat sich am Lebensumfeld des Tieres etwas geändert? Sind neue Menschen oder Artgenossen hinzugekommen, ist in der Wohnung oder Umgebung etwas anders?
- Eifersucht: Bekommt die Samtpfote genug Aufmerksamkeit? Fühlt sie sich vielleicht vernachlässigt?
- Frust: Darf ein Freigänger aus irgendeinem Grund nicht mehr nach draußen? Oder taucht ein dominanter Artgenosse auf und beansprucht Ressourcen für sich?
- Mobbing: Auch unter Katzen gibt es Mobbing. Ist innerhalb ihrer Katzengruppe Unfrieden entstanden?
Wenn sich das problematische Verhalten der Katze nicht durch gesundheitliche Einschränkungen oder kurzfristige Launen erklären lässt, geh zunächst auf Ursachenforschung. Beachte die oben aufgeführten Hinweise und schaffe gegebenenfalls Abhilfe. Wenn die Katze depressive Verstimmungen oder nervöses Verhalten zeigt, können schon leichte Medikamente oder anregende Substanzen wie Katzenminze für Linderung sorgen – konsultiere aber unbedingt den Tierarzt zur Beratung, bevor du auf pflanzliche oder pharmazeutische Mittel zurückgreifst.
Manchmal hilft es auch, wenn du der Mieze mehr Zeit widmest und vor allem für ein ruhiges, geschütztes Umfeld sorgst, in dem die Katze sich sicher und geborgen fühlt. Wenn sich nach außen gerichtete zerstörerische Tendenzen, Vandalismus oder aggressives Verhalten nicht erklären und lösen lassen, solltest du in Erwägung ziehen, die Unterstützung eines Tierpsychologen oder Tierverhaltenstherapeuten zu suchen. Diese Experten sind oft auf eine Tierart spezialisiert: Lass dir einen Katzenpsychologen empfehlen und hol möglichst Erfahrungsberichte ein.
Dass mit deiner Katze etwas nicht stimmt, wird sehr schnell an auffälligen Verhaltensweisen erkannt, die sich entweder gegen die Umgebung richten oder direkt auf die Katze zurückfallen.
In folgenden Verhaltensweisen können sich Probleme von Katzen äußern:
- Unsauberkeit: Urinieren oder Koten außerhalb der Katzentoilette – auch gezielt als Markierung eingesetzt.
- Kratzen: Obwohl ausreichend Möglichkeiten zur Krallenpflege und ein Kratzbaum zur Verfügung stehen, setzt die Katze plötzlich überall in ihrem Umfeld Kratzmarkierungen?
- Angstzustände: Extrem scheues Verhalten oder Rückzugstendenzen, die sich nicht mit Schüchternheit erklären lassen.
- Hyperaktives oder nervöses Verhalten: Die Katze kommt gar nicht mehr zur Ruhe und kann einfach nicht still sitzen, steht immer unter Strom?
- Depression: Wenn die Katze, zum Beispiel nach dem Verlust eines Partnertieres, trauert, ist das ganz normal. Bessert sich die Niedergeschlagenheit überhaupt nicht mehr, kann eine depressive Verstimmung vorliegen.
- Aggressionen: Sowohl gegen Artgenossen und anderen Tiere und sogar gegen Menschen in einem Maße, das nicht mehr als arttypisches Kräftemessen gedeutet werden kann.
- Zerstörungswut: Unmotiviertes, destruktives Verhalten gegenüber Gegenständen – die Katze verursacht gezielt handfesten Sachschaden. Hier muss eine deutliche Abgrenzung gegenüber gelegentlichen Schadensfällen durch Tollpatschigkeit erfolgen.
- Stereotypen und Zwangsverhalten: Schwanzjagen, gezieltes Fressen unverdaulicher Dinge (etwa Holz oder Wolle), Putzzwang bis hin zum Fellverlust oder ununterbrochenes Miauen sind ebenfalls Verhaltensweisen, die auf psychische Probleme der Katze hinweisen.
Bevor du die Katze einem Tierpsychologen vorstellst, solltest du unbedingt durch den Tiermediziner organische Ursachen für die Probleme der Katze ausschließen lassen. Die Frage nach der körperlichen Gesundheit des Tieres wird auch der Verhaltenstherapeut als Erstes stellen. Qualifizierte und seriöse Tierpsychologen haben einerseits Fachwissen über Physiologie und Lebensweise der Tiere, andererseits fundierte Kenntnisse in Ethologie (Verhaltensforschung) und können aus den Lebensumständen einer Katze, deren Biografie und den Abweichungen zum normalen Verhalten Rückschlüsse auf die Entstehung der Probleme ziehen. Dazu führt der Tierpsychologe ausführliche Gespräche mit den Haltern, schaut sich das Tier und die Lage vor Ort an.
Ist der Grund für die Störung ermittelt, versucht der Experte, mit jeweils auf das Störungsbild angepassten Ansätzen zur Therapie eine Veränderung des Verhaltens herbeizuführen. Dazu gehören Konditionierung (die Herstellung einer erwünschten Reaktion auf Schlüsselreize), Desensibilisierung und Anti-Stress-Training. Entsprechende Instruktionen müssen von den Haltern gewissenhaft fortgeführt werden, um dauerhafte Erfolge zu erzielen. Die Dauer der Behandlung und natürlich auch der Erfolg sind individuell vom Einzelfall abhängig, sodass sich keine verbindlichen Orientierungswerte nennen lassen. Informiere dich hierüber bitte direkt in der tierpsychologischen Praxis.